In einer Familie prallen häufig die unterschiedlichsten Interessen und Unverständnis aufeinander. Wenn jeder auf sein Recht pocht, kommt es ganz schnell zu Konflikten, die das Familienklima belasten. Dabei ist es egal, ob es um Kindererziehung, Pflegebedürfnisse eines Elternteils oder um geschwisterliches Miteinander geht, lange nach dem das Elternhaus verlassen wurde.
Denn häufig spiegeln sich im späteren Leben Situationen wider, die ihren Ursprung im Miteinander in der Kindheit haben. Aber man muss nicht in der Vergangenheit wühlen, um eine Lösung für aktuelle Themen zu finden. Im Mittelpunkt einer familiären Auseinandersetzung steht der gegenseitige Respekt. Darauf beruht auch die Mediation, sie ist darüber hinaus zukunftsorientiert und zielgerichtet. Mit Hilfe eines Mediators können aktuelle Probleme oder Konflikte in einer Familienkonferenz auf den Tisch gebracht und hier gemeinsam gelöst werden. Dabei helfen ein paar essentielle Regeln.
Eine Familienkonferenz kann natürlich auch ohne Mediator stattfinden. Es kann aber äußerst hilfreich sein, wenn ein unabhängiger Dritter eventuelle Vorwürfe in Wünsche und Bedürfnisse der Beteiligten umformuliert und so dafür sorgt, dass die Konferenz nicht im Streit endet. Er kann auch dafür Sorge tragen, dass wirklich alle zu Wort kommen, damit auch die "Stummen" gehört werden. Denn wir gehen alle unterschiedlich mit Konflikten um, und oft passiert es, dass Betroffene um des vermeintlichen "lieben Frieden willens" etwas zurückhalten, was eigentlich auf den Tisch gehört. Der Umgang miteinander, der sich innerhalb der Familie in Jahrzehnten entwickelt hat, kann manchmal nicht ohne fremde Hilfe aufgebrochen werden.
Ein einfühlender oder wertschätzender Umgang miteinander ist aber die Grundlage dafür, dass eine für alle tragbare Lösung erarbeitet werden kann. Auch wenn verstehen nicht heißt einverstanden zu sein. Aber wer sich in die Lage des anderen hineinversetzen kann, kann auch seine Motivation nachvollziehen und diese in seine Überlegungen mit einbeziehen. Eine so gemeinsam erarbeitete Lösung ist zukunftsweisend. Denn durch sie ziehen alle am gleichen Strang und können gemeinsam die Zukunft der Familie gestalten.
Der Autor Thomas Gordon beschreibt bereits im Jahr 1962 in seinem Buch „Familienkonferenz“, wie sich ein Familienleben auch ohne Drohen und Strafen gestalten lässt. Der Psychologe Thomas Gordon (1918-2002) entwickelte sein Training aus der praktischen Erfahrung mit Eltern und Kindern. Er hörte den Kindern zu, und nahm sie als gleichwertige Menschen ernst. Und er erkannte, dass dies auch Eltern lernen können und Eltern lernen wollen.
Die Art und Weise, wie Eltern mit ihren Kindern sprechen, wie sie ihnen zuhören und auch wie sie Grenzen setzen, entscheidet über Krieg oder Frieden in den Familien. In einer Familie, die die Anliegen aller – auch die der Eltern! – ernst nimmt und auftretende Konflikte zur Zufriedenheit aller zu lösen versucht, geht es allen besser.
Thomas Gordon erkannte, dass sein Training nicht nur für Eltern von Interesse ist, sondern sich auch auf Schule und Beruf übertragen lässt. Er übertrug seine Erkenntnisse und entwickelte Trainings für verschiedene Lebensbereiche. Neben Marshall B. Rosenberg (gewaltfreie Kommunikation) gilt er als Wegbereiter zum wertschätzenden Umgang miteinander. Übrigens wurde Thomas Gordon für seine Arbeiten mehrfach ausgezeichnet und für den Friedensnobelpreis nominiert.